In der Gemeinde Framersheim, die zum Kreis Alzey - Worms gehört (Rheinland - Pfalz) und ca. 1600 Einwohner beherbergt, liegt das wunderschön idyllisch gelegene Gestüt St. Stephan. Auch der Ort selbst, umgeben von zahlreichen Weinfeldern, bietet viel Ruhe und die Bodenständigkeit der Menschen lässt einen selbst sofort durchatmen.
Inhaberin des Gestüts ist die Dressur - Vize -
Europameisterin und Mannschafts - Olympiasiegerin Dorothee Schneider. Ein zwölfköpfiges Team sorgt für den täglichen reibungslosen Ablauf und
hält ihr den Rücken frei. Die dort zur Ausbildung eingestellten Pferde werden täglich durch Dorothee Schneider, die Bereiterinnen und die Auszubildenden versorgt und ausgebildet. Dabei bildet die
Basisarbeit mit den Pferden immer wieder den Grundstein jeder neuen Trainingseinheit. "Versuche dein Pferd im Hals zu Dehnen und die Nase vom Hinterbein über den Rücken an die Hand
heranzutreiben. Losgelassenheit und Durchlässigkeit sind das A und O!", ist immer der erste Satz, den die Reitmeisterin mir zu Beginn der Arbeit mit jedem Pferd sagte. Unerlässlich ist für sie
die Arbeit an der Geraderichtung der Pferde. So erläutert sie eindringlich, dass das zu starke Abstellen des Halses die Pferde leichter im Genick verwirft, das Ausweichen der äußeren Schulter zur
Folge hat und damit auch das Hinterbein nicht eingespurt werden kann.
Laut den Richtlinien der Deutschen Reiterlichen Vereinigung soll die Geraderichtung dazu führen, dass das Pferd mit seinen Hinterbeinen in die Spur der Vorderbeine fußt. So ist die
Geraderichtung auch auf der gebogenen Linie und somit in Stellung und Biegung möglich, da sich das Pferd leicht stellt und biegt, aber nicht zu stark mit dem Hals nach innen kippt. Essentiell für
diese Arbeit ist die besondere Bedeutung des treibenden inneren Schenkels heran an den äußeren führenden Zügel. An dieses Zusammenspiel der Hilfen erinnert Dorothee Schneider konsequent all ihre
Reiter*innen.
Mein Studium der "Pferdewissenschaft" beinhaltete
neben den theoretischen und praktischen Modulen auch die Ausbildung in (Pferde-)Betrieben. Nachdem ich bereits in den ersten Semesterferien 2018 ein vierwöchiges Praktikum im Landesverband
Berlin- Brandenburg absolvieren durfte und dort Einblicke in die länderspezifische Verbandsarbeit erhalten konnte, bewarb ich mich im Herbst 2019 bei verschiedenen dressurorientierten Betrieben
deutschlandweit.
Von Mitte Februar bis Anfang April 2020 fand dann
mein sechswöchiges Praktikum bei Dorothee Schneider auf dem Gestüt St. Stephan statt.
Neben dem Einblick in den alltäglichen Ablauf mit den Pferden und deren Ausbildung konnte ich zudem in die betriebsinternen und organisatorischen Abläufe schnuppern. Dabei gelang es dem Team, mir
einen umfassenden Einblick in die Arbeit im Hochleistungssport zu vermitteln. Zudem konnte ich enorm viel für meine eigene Weiterbildung und Arbeit zuhause sowohl von dem täglichen Reitunterricht
als auch von den wöchentlichen Sitzlongen-Einheiten, die ich schon jetzt sehr vermisse, mitnehmen.
Sich selbst immer wieder aus- und fortzubilden, den
Blickwinkel zu verändern und hinter Fassaden anderer zu schauen, um das Bestmögliche für sich selbst herauszuziehen, ist einer meiner persönlich wichtigsten Bausteine im
(Trainer-)Leben.
Ich bin unendlich dankbar für diese Möglichkeit, die Erfahrungen, die ich sammeln durfte; die Einblicke, die ich gewinnen konnte; die Zeit und den Austausch mit den (Pferde-)Menschen; den vierbeinigen Lehrmeistern, die sich größte Mühe gaben, mich zu verstehen; und die Ausbildung und Arbeit mit Höchstleistungssportlern zu erleben.